Daniel Blaurock, Harburg - Heroldingen und seine Wutas:

Als ich mit 8 Jahren anfing Tauben zu halten, wusste ich noch nicht dass es Kunsflugtauben gab. Alles fing mit einer Takla Taube die in meinem Dorf herumflog an. Ich lockte sie mit etwas Weizen an und fing sie ein. Sie wurde von mir aufgepäppelt und ein Kasten in der Hühnervoliere blieb ihr Zuhause auch als sie Freiflug erhielt. Damals wunderte ich mich noch warum sie beim Fliegen immer so seltsame Purzelbäume schlug. Mit der Zeit besiedelten immer mehr Tauben diese Voliere, vor allem Pfautauben, bis ich für sie einen kleinen Schlag baute. Schon war ich mit dem Taubenvirus infiziert. Diese Tauben besiedelten dann noch ca. fünf Jahre diesen Schlag. Da Austellungstauben oftmals das Fliegen schon fast verlernt haben fielen diese oft der Katze und dem Greif zum Opfer. Irgendwann jedoch hatte ich eine fluglustige Taube im Schlag und sobald sie eine Runde ums Haus flog war ich begeistert. Ich wollte nur noch solche fliegende Tauben haben. Ich recherchierte im Internet und stieß auf eine Anzeige : „Wuta-Sturzflugtauben zu verkaufen“. Ich rief den Züchter an und fragte ihn alles über diese Tauben. Er lud mich ein und wollte mir einige Wuta – Jungtiere geben. Ich ließ mich zu ihm fahren um die Tauben abzuholen. Bis dahin wusste ich ja kaum von diesen Tauben. Er gab mir viele Tipps und so bewohnten von nun auch diese vier Wutas meinen Schlag. Da ich vom Einfliegen von Kunstflugtauben keinerlei Erfahrung hatte machte ich den Fehler und lies diese auf den Dächern „herumlungern“. Dadurch gestaltete sich das Einfliegen als sehr schwierig. Ich jagte die Tauben vom Dach auf, alle flogen auf um sich sofort auf das nächste zu setzen. Doch nach einigen Wochen, ich war kurz vor dem Aufgeben, schienen sie verstanden zu haben was ich wollte und flogen von diesem Zeitpunkt immer besser. Im Winter mussten die Hühner weichen und der Hühnerstall wurde zum Taubenschlag umgewandelt. Im Frühjahr wurden alle vier Tauben angepaart und brüteten fleißig, sodass ich bald einige Jungtauben zum Einfliegen hatte. Jedoch musste ein weiteres Jahr geübt werden bis ich raus hatte wie die Jungtiere am einfachsten zum Fliegen zu bringen sind. Ein weiteres Jahr später wurde die Scheune ausgebaut: zu weiteren Schlägen.

Blick in den Flug und Zuchtschlag:

Flugtraining:

Das Einfliegen der jungen Wutas gestaltet sich eigentlich eher unkompliziert, da sie auch im größeren Stich (bei mir meist 10 Stück) eingeflogen werden können. Wenn die Tauben noch im Nestlingsalter an den Landeplatz gewöhnt werden hat man später kaum Schwierigkeiten dass sich die Jungtauben beim Einfliegen auf fremde Dächer oder Bäume setzen. Sobald sich die Tauben an den Schlag und die neue Umgebung gewöhnt haben sollten sie in einiger Entfernung zum Schlag angelockt werden und einige Futterkörner erhalten. Wenn die Tauben das verstanden haben kann die Entfernung immer weiter vergrößert werden. Die Tauben fliegen dann meist nach Öffnen der Schlagtür immer zu ihrer neuen Futterstelle wo sie auch stets ein paar Futterkörner gereicht kriegen. Dann müssen sie kräftig aufgejagt werden. Meist fliegen sie dann auch schon eine Runde und landen anschließend vor dem Schlag. Die Tauben verlängern ihre Flugzeit von selbst wenn sie jeden Tag regelmäßig zum Fliegen animiert werden. Sobald die Jungtauben schon einige Runden fliegen, können Alttauben in den Stich gegeben werden. Diese Methode bewährte sich bis jetzt immer als die einfachste. Wenn man größere Veluste vermeiden will, sollte man die Jungtiere im ersten Jahr nicht höher als Oberluft fliegen lassen, da sie durch Wind, Wolken oder den Krummschnabel leicht abgetrieben werden. Musste damit schon bittere Erfahrungen machen!!! Die meisten Tauben kommen nach einiger Zeit wieder zurück, es wird aber immer wieder der Fall sein, dass einige Tauben ausbleiben. Da jede meiner Flugtauben einen Telefonring trägt konnten schon einige Tauben bei mir gemeldet werden und abgeholt werden.

 

Meist nach der Mauser bilden sich bei den Jungtauben Paare, was sich jedoch kaum auf die Leistung auswirkt. Selbst die Alttauben werden meistens nicht getrennt, wobei ich zur Balzzeit die Geschlechter dann getrennt trainiere. Die Alttauben fliege ich gerne in etwas größeren Stichen, geflogen da der rasante Sturz meiner Meinung nach so am besten zur Geltung kommt. Vor einer Abnahme werden die Tauben jedoch einige Zeit vorher im Dreier-Stichen geflogen, da man so die Qualität einer einzelnen Taube am besten feststellen kann. Zum Droppen kommen entweder die im Schlag verbliebenen Wutas oder Mövchen zum Einsatz. Wichtig ist, dass immer genügend Tauben unten am Schlag immer in Bewegung sind. Ist dies nicht der Fall brechen meine Tauben den Sturz meist ab. Erst als Jährige bzw. Alttauben zeigen sie ihr Flugspiel perfekt. Den Sturz einer Gruppe mit 20 Wutas kann wohl nichts toppen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit und unglaublichem Flügelrauschen stürzen die Tauben bis vor den Schlag. Ein Vorteil dieser Rasse ist wohl, dass dieses Schauspiel mehrmals wiederholt werden kann. Bei nicht zu hohen Temperaturen, wenn es die Zeit zulässt, trainiere ich jeden Stich bis zu fünfmal an einem Nachmittag.

Versorgung:

In Sachen Futter sind Wuta Tauben eine anspruchslose Rasse. Über die Flugsaison wird den Tauben je nach Wärme/Wetter das Futter zusammengemischt. Alle Flugtauben werden einmal täglich gefüttert. Ich habe die Erfahrung dass die Mischung dabei nicht zu leicht sein darf, da die Tauben sonst extrem schnell in unsichtbare Höhen steigen und leicht abdrehen. Deshalb setzt sich meine Futtermischung aus ca. 40 % Weizen, 30 - 40 % Gerste und 20 – 30 % gutes Mischfutter zusammen. Vitamine und Bierhefe etc. werden regelmäßig übers Futter gegeben. Wenn die Tauben die gewünschte Flugleistung zeigen füttere ich meist täglich satt. Ansonsten steht Taubenkuchen und Grit immer zur Verfügung.

Zucht:

In der Zucht zeigten sich die Wutas bisher als sehr zuverlässig und ausgesprochen zuchtfreudig. Bei mir reicht es durchaus, die vorgesehenen Zuchttauben drei Wochen vor dem Geplanten Anpaarungstermin zu trennen. Ca. zehn Tage nachdem die Geschlechter zusammengelassen wurden, fallen die ersten Eier. Da alle Paare vor der Geschlechtertrennung schon angepaart wurden, werden fast alle Eier zum gleichen Termin gelegt. Nach dem Schlupf füttere ich zwei bis dreimal täglich mit gutem Mischfutter. Zurzeit ist mein Zuchtschlag mit Sechs Zuchtpaaren besetzt die ausschließlich zur Zucht verwendet werden und sich in einer Voliere aufhalten können. Ich lasse die Tauben jährlich 4 – 5 Bruten aufziehen wobei die Eier der besten Paare auch Ammentauben untergelegt werden. Die ersten drei Bruten werden in einem eigenem Schlag abgesetzt während die letzten Jungtauben meist zum Fressen und Trinken lernen einige Tage länger im Zuchtschlag bleiben und dann sofort zu den Alttauben kommen. Mit dieser Methode hatte ich bis jetzt noch keine größeren Probleme. Jährlich werden inzwischen ca. 50 Jungtauben abgesetzt.

Es gibt wohl kaum andere Flugtaubenrassen die einen so spektakulären Flugstil zeigen wie Wutas und das auch bei einfacher Fütterung und Haltung. Deshalb sollte diese Rasse auch weiter unterstützt werden, indem möglichst viele Wertungsflüge durchgeführt werden. Wenn die Wutas regelmäßig trainiert und richtig versorgt sind, wird man die Freude an dieser Rasse wohl nie verlieren.

 

Gut Flug Daniel, DFC Gruppe 05